Hauptversammlung Berkshire 2010 - Kommentare Warren Buffett

Berkshire Hathaway 2010 Annual Meeting Notizen

Notizen aus der Berkshire Hathaway Hauptversammlung. Die Reihenfolge der Kommentare von Warren Buffett und Charlie Munger ist willkürlich. Nach dem Annual Meeting und auch im Meeting hab ich bei den Gesprächen immer wieder festgestellt, dass viele Anleger wirklich Sorgen vor der Inflation haben. Ich war auch überrascht wie ernst der "durchschnittliche Amerikaner" das Thema Griechenland nimmt.

Auf der Hauptversammlung waren rund 40.000 Aktionäre aus aller Welt versammelt. Und hier die Notizen:

Warren Buffetts Nachfolger
Buffett merkt an dass der potenzielle Buffett Nachfolger in 2008,2009 eine gute Performance hingelegt hat. Es gibt 4 mögliche Nachfolger der Investorlegende und es gab eine Veränderung bei diesen Nachfolgern im letzten Jahr. Was ungewöhnlich ist, d.h. einer der potenziellen Nachfolger scheint sich geändert zu haben bzw. ist ausgefallen. Wenn Warren Buffett morgen tot umfällt steht innerhalb von 24 Stunden der Nachfolger fest.

Warren Buffett über Goldman Sachs
Warren Buffett stellt fest, dass es bisher nur Anschuldigungen gibt und keinerlei Fakten und wirklich nachvollziehbares seitens der Regierungsausschüsse oder teilweise aus den Reihen der Presse. Er sieht kein Problem in den Dingen die Goldman Sachs vorgeworfen werden. Goldman Sachs grösstes Problem zur Zeit ist die Wahrnehmung und die negative Publicity in der Öffentlichkeit. Warren Buffett geht davon aus, dass Goldman nichts unrechtes getan hat - GS macht das gleiche Geschäft wie es alle Investmentbanken seit 200 Jahren machen. Es ist nichts illegales dabei und auch nichts geheimnisvolles bei dieser Art Geschäfte zu machen. GS wird von zahlreichen Marktteilnehmern aufgesucht mit dem Auftrag Geschäfte zu ermöglichen. Charlie Munger merkt an das die SEC diesen Fall gar nicht hätte aufnehmen sollen. Warren Buffett "liebt sein Goldman Sachs Investment".

Nachfolger von Ajit Jain
Buffett sagt das die Versicherung die von Ajit Jain geführt wird auch ohne Jain grosse Wettbewerbsvorteile hat und die Versicherung keine 1-Mann-Show ist. Die finanzielle Stabilität und Reputation von Berkshire Hathaway hilft in diesen Zeiten. Banken gehen unter, Staaten gehen fast pleite aber Berkshire Hathaway´s Stabilität ist wie der Fels von Gibraltar. Die in der Berkshire Hathaway aufgehängten Versicherungen können Milliardenschäden die dort versichert werden problemlos zahlen. Und das wird auch so bleiben. Buffett sieht die Vorteile die Berkshire Hathaway Versicherungsnehmern in dieser Hinsicht bietet in der Zukunft eher noch grösser werden. Wer möchte schliesslich etwas bei einem Unternehmen versichern bei dem nicht sicher ist ob sich dieses Unternehmen den Versicherungsfall überhaupt leisten kann und im Fall des Schadens zahlen kann.

Hedgefunds Wette von Warren Buffett
Zur Zeit liegt der S&P500 einige Prozent hinter den Hedgefunds. Warren Buffett´s Wette in Form des S&P500 Index hat minus 20% verloren und die Hedgefunds haben 11,70% verloren.

Renditeerwartung Aktienmärkte in den nächsten Jahren
Charlie Munger ist sehr skeptisch und merkt mit einem Satz an, dass die Investoren sich auf deutlich niedrigere Renditen einstellen sollten als in der Vergangenheit. Warren Buffett sieht Aktien relativ zu Anleihen als die Anlageklasse an die deutlich mehr Erfolg verspricht für die nächsten 10 Jahre.

Warren Buffett Meinung zur Inflation
Warren und Charlie rechnen mit höherer Inflation - vielleicht sogar deutlich höherer Inflation. Warren bemerkt, dass seit er geboren wurde der Dollar 95% an Wert verloren hat. Und es Buffett doch nicht so schlecht ging.

Buffett und Griechenland
Er ist gespannt wie die Sache ausgeht. Er spricht dieses Thema mehrfach im Verlauf der Hauptversammlung an: wenn Länder jährlich ein Haushaltsdefizit/BIP Defizit in Höhe von 10% einfahren können und damit gut leben können, hätte man diese Art der Finanzierung schon lange vorher praktiziert. Es kann langfristig unmöglich gutgehen und es wird schwierig sein díese Verschuldungen und Schieflagen zu lösen. Die europäische Währungsunion hat mit Griechenland jetzt für Ihn eine "really interesting situation". Die Lösungen werden so oder so schmerzlich sein. Er weiss nicht wie der Film endet und merkt an "i try not to go to movies like that".

Investor Relations Abteilungen
Buffett und Charlie Munger machen sich über den Grossteil aller Investor Relations Abteilungen lustig. Es ist ein Unding das eine Investor Relations Abteilung die Aufgabe hat ein Investment schmackhaft machen zu müssen. Bei Berkshire selber gibt es nicht einmal eine Investor Relations Abteilung und Warren Buffett ist auch heilfroh darüber.

Munger und Buffett über Derivate
Wenn 90% aller Derivate morgen verschwinden dann wäre die Welt ein besserer Platz. Ausnahme: Währungs und Rohstoffderivate / Hedges sind nützlich und erfüllen einen Zweck wenn Sie nicht zur Spekulation eingesetzt werden.

(meine persönliche Anmerkung zum besseren Verständnis: Jeder Ölforderer nutzt Kontrakte um einen planbaren Ölpreis zu erzielen. Jeder Landwirt, bzw. deren Grossgenossenschaftlichen Zentralen, nutzen Futureskontrakte um einen planbaren Preis für Roggen, Weizen oder Orangensaft zu erhalten. Eine Nestle nutzt Kakao und Kaffee Kontrakte im Wert von Milliarden um Ihre Produkte und das Pricing langfristig planen zu können. Alles dient der Sicherheit für das Geschäft und nicht der reinen Finanzspekulation).

Buffett über Shortselling
Buffett ist ein Gegner von Verboten. Alle Probleme sind gelöst wenn jeder die vollen Konsequenzen für sein Handeln tragen muss.

Über China und über Indien
Buffett und Munger sehen Potenzial in China und Indien. Munger merkt wortwörtlich an, dass China die Möglichkeit hat die Welt zu verändern. Buffett bemerkt, dass es sehr schwierig ist mehr als 24,99% an Unternehmen in diesen Ländern zu erwerben. Buffett wird nicht 100% an Leistung, Intelligenz und Kraft geben wenn er nur 24,99% an chinesischen oder indischen Aktiengesellschaften/Unternehmen halten kann.

Warren Buffett über Energieprobleme / Energiekosten / Solarpanels
Munger: er würde jetzt keine Solarpanels kaufen, da Sie noch deutlich billiger werden.
Zu Energiekosten und sauberer Umwelt : es wäre nicht der Weltuntergang wenn sich die Energiekosten für Unternehmen um 100% verteuern - wenn dafür im Gegenzug die Umwelt geschont wird und verbessert wird.

Berkshire Hathaway Dividenden
Es gibt nach wie vor keine Dividenden bei der Berkshire Hathaway. Buffett und Munger rechnen auch für die nächsten Jahre damit, dass Berkshire den Unternehmenswert schneller steigen kann wenn alles thesauriert wird. Und das Buffett und Munger auch eine höhere Verzinsung erzielen werden als der durchschnittliche Anleger.
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus den 6 Stunden der Fragen & Antworten Runde auf der Hauptversammlung. Ich ergänze diesen Bericht vielleicht ab und zu einmal. Ich habe noch viele Seiten von Notizen von der Hauptversammlung. Viel Spass noch mit den Aktienanalysen.

Warren Buffett und was einen guten Investor ausmacht
Buffett merkte an einer Stelle auf der Hauptversammlung noch an: Es macht Sinn sich auf Branchen und Marktsegmente zu konzentrieren in denen man sich wirklich auskennt. Überoptimieren des Depots und ständiges hin und her richtet mehr Schaden an als das es dem Anleger nützt.

(persönliche Erklärung von mir: Jeder hat nach 5,10, 15 und mehr Jahren in denen er im Berufsleben steckt doch seine Erfahrungen und Wissen angesammelt. Die meisten von uns sind zudem über Jahre und Jahrzehnte in einer Branche tätig. Wenn Ihr z.B. im Einzelhandel arbeitet dann könnte das doch ein "Circle of Competence" für Euch sein. Ihr wisst wie der Einzelhandel funktioniert, wisst vielleicht schon welche Unternehmen stark sind, und warum diese stark sind und auch stark bleiben werden. Und wer in der Chemiebranche oder Autoindustrie arbeitet muss auch nicht weit laufen um auf erste Ideen für interessante Investments zu stossen)

Kommentare

  1. Danke, interessante Zusammenfassung. Der gefällt mir: "Alle Probleme sind gelöst wenn jeder die vollen Konsequenzen für sein Handeln tragen muss."

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  2. Hallo.
    Wie ich auf Deiner Homepage sehe hast Du wohl den gleichen "Mentor" wie ich. Herzlich willkommen im Club :=).

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  3. Hi Bob
    Ja ich bin ein grosser Fan :-)
    Man kann einfach von Buffett sehr viel lernen. Er kann komplexe Dinge extrem vereinfacht rüberbringen.
    Cheers - Oli

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  4. Na klar darfst Du.

    Hmmm auf den ersten Blick vielleicht. Auf den zweiten Blick, und da ich Warren B. inzwischen gut kenne und die Geschichte, würde ich es so formulieren was der Meister meint:

    - Warren Buffett verteufelt definitiv die unregulierten Derivategeschäfte die an keiner ordentlichen Börse überwacht werden und gehandelt werden

    - Warren Buffett rät generell privaten Anlegern von Derivaten jeglicher Art ab. Über 90% aller Anleger verlieren damit nur Geld. Egal ob Vollprofi oder Amateur.

    - Warren Buffett zockt in seinem Privatdepot (ausserhalb von Berkshire Hathaway) schon hin und wieder einmal mit Optionen. Devisenspekulationen und Rohstoffspekulationen sind Ihm nicht fremd. Macht er schon seit mindestens 30 Jahren so. Berichtet nur selten die Presse drüber - bzw. stellt es jetzt so dar als ob Warren Buffett noch nie etwas mit Optionen gemacht hätte. Stimmt vorne und hinten nicht. Bei Berkshire selber hat er auch seit Jahrzehnten ständig irgendwelche Optionsgeschäfte am laufen. Und wenn es auch nur die reine Absicherung seiner normalen Aktienpositionen ist. Er verkauft z.B. seit mindesten 50 Jahren Optionen auch gerne einmal leer.

    Hinter all diesen Optionsgeschäften stehen in der Regel ganz normale Optionen die wir auch an jeder Börse kaufen könnte.

    Etwas anderes sind seine Spezialdeals wie z.B. sein Optionsgeschäft mit der Wette auf die 4 grössten Indizes und einer Laufzeit von 15 Jahren. Aber auch das ist ja relativ einfach.

    Was er verteufelt sind die komplizierten CDS, CDO, MBS Geschäfte. Er hat es ja selber einmal vorgerechnet. Hinter einem MBS stehen 100.000 Verbriefungen und jede einzelne dieser Verbriefungen hat mehrere hundert Seiten die man studieren müsste. In der Summe hätte ein Käufer von diesen MBS, CDS usw. Milliarden von Seiten durchlesen müssen um eine ernsthafte Analyse und Einschätzung vornehmen zu können.

    Und solche Konstrukte hat er dann auch bei der General Re Übernahme vorgefunden. Er selber hat dort dann tausende von Geschäften rückabwickeln müssen weil er wusste das die nicht kalkulierbar waren. Das verteufelt er. Normale Optionen, Futuresgeschäfte verteufelt er bestimmt nicht, er sagt nur ganz deutlich, dass die meisten Anleger damit auf die Nase fallen werden.

    Für eine Woche genau reinschauen in sein Privatdepot und seine Geschäfte würde ich mehrere tausend Euro zahlen. Ich versuch einiges zu rekonstruieren. Aber was er mit Optionen macht ist schon ziemlich genial und ich kann viel davon lernen.

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  5. chris844/8/12

    Hallo Bob!

    Hut ab für deinen erstklassigen Blog. Ich beschäftige mich seit einem guten Jahr immer wieder mit Fundamentalanalysen und Aktienbewertungen. Ich habe inzwischen "intelligent investieren" von Graham zwei mal gelesen und begonnen mir Notizen herauszuschreiben und eine Liste anzufertigen nach der ich meine Bewertungen vor nehmen kann. Diese Woche habe ich mir noch "Wertpapieranalyse" von Graham&Dodd bestellt.

    Vor einer Woche bin ich dann auf deinen wirklich sehr gut geschriebenen Blog gestoßen. Im Moment arbeite ich mich hier chronologisch von den ältesten zu den neuesten Einträgen und ich muss anmerken dass du dein Wissen und deine Erfahrung wirklich sehr gut vermitteln kannst. Mit deinen Beitrag hast du mir sehr weiter geholfen!

    Ich hoffe du wirst noch viele weitere Beitrage verfassen.

    Cheers,
    ein großer Fan

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